Ich wohne in Mannheim und sah diesen Freund nur selten, da er in Remscheid wohnt. Aber dann hatte ich längere Zeit beruflich in Nordrhein-Westfalen zu tun. Und genau diesen Augenblick passte der Freund ab. Beim nächsten Treffen sagte er: „Du bist jetzt hier in Nordrhein-Westfalen. Ich möchte Dich bitten, mir 3 Abende zu schenken.“
Was sollte denn diese geschwollene Ausdrucksweise? Er sprach weiter: „Ich möchte Dich bitten, mich an 3 Abenden in das hohe Reych Elberfeldensis, so heißt die Schlaraffia in Wuppertal, zu begleiten und Dir anzuschauen, was wir da so treiben.‟
Das war ein Überfall. Ich wollte nicht zu den Schlaraffen. Andererseits war es mein Freund, der eine Bitte ausgesprochen hatte. Einem Freund sollte ich die Bitte erfüllen. In der nächsten Woche trafen wir uns, und ich wurde von vielen Männern so begrüßt, als würden sie mich schon jahrelang kennen. Es war eine freundliche, aufgeschlossene Atmosphäre, wie ich sie nicht erwartet hatte. Ich sah mir das „schlaraffische Spiel“ an. Nein, ein Highlight war dieser Abend für mich nicht. Was sagen mir Männer mit einer seltsamen Sprache und Zeremonien, die mir fremd waren. Aber so wirklich schlimm war der Abend nun auch wieder nicht. Obwohl ich fremd war, waren alle freundlich, und ich verließ die Burg gut gelaunt.
Schlimmer wurde es eine Woche später. Mein Freund sagte mir, das Thema des Abends sei „Wiener Schmäh‟, es würde bestimmt gut… Wiener Schmäh, wirklich nicht mein Thema. Meine Laune sank auf den Nullpunkt. Ich fahr nicht hin. Doch! Du hast es versprochen! Die 2 Stunden wirst Du auch überstehen, so schlimm wird es schon nicht werden… Mein Pflichtbewusstsein, das Versprechen einzuhalten, siegte, und ich fuhr zur Sippung.
Wieder der freundliche Empfang. Zuerst war alles wie in der Vorwoche. Aber dann ging’s los: Wiener Musik, selbst musiziert vom „Reychsorchester“, interessant verfremdet, eine tolle Leistung! Dann ein selbst verfasstes Gedicht in Wiener Dialekt, das es intellektuell in sich hatte! Ein relativ alter Mann rappte zu Wiener Musik, wie es die Jugend nicht besser kann. Ein Highlight folgte dem nächsten, ich war trunken vor Eindrücken. Meinem Freund gestand ich, dass mich der Abend begeistert hat. Und innerlich wusste ich: Das ist es!
Meine berufliche Zeit in NRW endete. Mein Freund, nun für mich „Ritter Flabesius‟, Oberschlaraffe des Inneren und Erb-Kantzler des hohen Reyches Glorimontana, stellte den Kontakt her zur Maninheimbia, dem Schlaraffenreych in meiner Heimatstadt. Und auch hier in Mannheim: Wieder freundliche Männer, wieder die gleichen Zeremonien wie in Wuppertal. Und nach der Schmuspause, dem kleinen Imbiss zwischen den beiden „Halbzeiten“ des schlaraffischen Spiels, wieder Beiträge zu den Themen Kunst und Humor. Warum ich Schlaraffe bin? Ich fand einfach Spaß am schlaraffischen Spiel und bin meinem Freund, Ritter Flabesius, dankbar, dass er beharrlich geblieben ist. Ich bin froh, ein Schlaraffe zu sein.
Ritter Fairblick der Ge-wichtige (40)