Die Ritter der Roten Rose

Wer als Sasse der Schlaraffia Glorimontana zum Ritter geschlagen wird, darf sich als solcher fortan „Ritter der Roten Rose“ nennen. Als äußeres Zeichen ziert eine rote Rose seinen Helm. Diese Auszeichnung verleiht unser Reych daneben auch an eine kleine erlesene Schar von Rittern befreundeter Reyche, als Ausdruck einer besonders hertzlichen Verbundenheit.

Welchen Ursprung aber hat die Bezeichnung „Ritter der Roten Rose“ im Zusammenhang mit der Schlaraffia Glorimontana? Hierüber gibt eine Sage Auskunft, welche im Werk „Otto Schell‚ Bergische Sagen, aus: Montanus‚ Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark- Jülich- Berg und Westfalen, 2. Aufl. Solingen und Gummersbach 1837-39“ niedergeschrieben ist:

Rosenhelm

Der Rosenritter (Burg an der Wupper)

Schon in zarter Jugend war Irmgard, die einzige Tochter des Grafen Adolf von Berg, dem Sohne seines Freundes und Kampfesgenossen Walram von Limburg, Heinrich mit Namen, verlobt worden.

Zu männlichen Jahren gekommen, eilte Graf Heinrich, der viel Rühmenswertes von der hohen Schönheit und den edlen Tugenden Irmgards vernommen, unter fremden Namen nach Schloß Neuenburg an der Wupper.

Statt des Limburger Löwen schmückte eine Rose sein Wappen.

Beim ersten Begegnen entbrannten die Herzen Irmgards und Heinrichs in heftiger Liebe zu einander. Aber als die holde Irmgard den Namen des Ritters, der sich von Rosen nannte, erfuhr, wurde ihre Seele von tiefem Weh erfüllt, war sie doch die verlobte Braut Heinrichs von Limburg.

An einem frühen Morgen trat Graf Heinrich in den Garten der Neuenburg. Da gewahrte er Irmgard, welche, selbst einer Rose gleich, eine eben erblühte Rose in der Hand hielt. Da bezwang sich Heinrich nicht länger. Er küßte der heimlich Geliebten voll Inbrunst die Hände, welche ihm mit Thränen die Rose zum Andenken darreichte. Dann ritt der Ritter von Rosen hinweg, den Himmel in der Brust. Aber in Irmgard kämpften Schmerz und Liebe, denn ihr ganzes Herz hing an diesem herrlichen Ritter, von dem  sie doch  der Väter Gelübde trennte.

Da ward um die Pfingstzeit in der Neuenburg ein herrliches Turnier gehalten. Gar viele edle Ritter ritten storlz in das Schloß ein, um Mannesmut und Heldenkraft zu zeigen. Mit diesem Turnier sollte gleichzeitig die Vermählung Irmgards mit dem edlen Limburger stattfinden.

Schon waren die Gäste  alle versammelt, als der Türmer das Nahen Walrams und seines Sohnes verkündete. Voller Jubel eilte der Graf von Berg dem Freunde entgegen, um auch dessen Sohn, seinen zukünftigen Eidam, von dem hohes Lob in allen Landen erklungen war, kennen zu lernen. Doch der alte Limburger lächelte nur seltsam und sprach: „ Mein Sohn wird sich durch Heldenmut auszeichnen; darum laßt das Visier der Limburger Kämpfer geschlossen. Wer aber unter ihnen am besten sich bewährt, der ist mein Sohn und Irmgard allein wert.“

Nun begann der Kampf. Mancher Ritter, der Limburgs Löwen im Schilde führte, sank getroffen zur Erde. Da nahte zuletzt ein Ritter, der eine Rose am Helme und im Schilde führte. Kühn ritt er gegen den gewaltigen Kämpfer an, der alle bis dahin bezwungen. Aber dem Heldenmut des Rosenritters mußte er erliegen, und der Rosenritter wurde als Sieger proklamiert. Da rief der alte Walram voll Freude: „Das ist mein Sohn!“. Der Sieger schlug den Helmsturz empor, und Graf Adolf führte ihn der Tochter zu, die in dem Rosenritter den längst verlobten Limburger Grafen Heinrich mit Freuden empfing.

Nun folgte die Hochzeit, welche mit großem Gepränge gefeiert wurde.

Gefunden in: Otto Schell‚ Bergische Sagen, aus ‚Montanus‚ Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark- Jülich- Berg und Westfalen‘ 2. Aufl. Solingen und Gummersbach 1837-39.