Nie zuvor habe ich jemanden erlebt, der mit solchem Nachdruck und Euphorie über „die Schlaraffen“ sprach. Seine Schilderung betraf einen Männerbund, der Freundschaft, Kunst und Humor als Grundpfeiler seines Wesens pflegt. Es ist ein Spiel, welches die „Profanei“ karikiert und sie gleichzeitig ausblendet. Um das Draußen gänzlich auszuschalten, schlüpft man in eine Art „Rüstung“. Vorstellen konnte ich mir noch nichts von dem Gesagten, man muss eine dieser schlaraffischen Zusammenkünfte miterlebt haben. Zu einer solchen wurde ich schließlich eingeladen. Gut, beim ersten Mal die Männer in ihren „Rüstungen“ zu sehen, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Das Wort Rüstungen ist auch leicht übertrieben. Es handelt sich um einen Mantel mit einem sogenannten „Helm“. Der besteht aus Stoff, nicht aus Metall, und ähnelt eher einer Narrenkappe. Man hatte mich vorher aufgeklärt, dass das Schlaraffische Spiel in Form eines Ritterspiels mit Knappen, Junkern und Rittern gestaltet wird.
Doch diese Äußerlichkeiten sind nicht wesentlich. Wesentlich ist die Aufnahme durch die Mitglieder, genannt Sassen. Die Freundlichkeit, die einem entgegengebracht wird, ist das Entscheidende. Man muss einige Abende mitgemacht haben. Die wöchentlichen Zusammenkünfte, die nur im Winterhalbjahr stattfinden, nennt man Sippungen. Nach einiger Zeit erst versteht man den Sinn dieses Spiels. Nach den Sippungen hat man das Gefühl, dass alles „Profane“ draußen vor der Tür geblieben ist. Dieses Gefühl heiterer Gelassenheit schwingt stets noch eine ganze Weile nach. Man nimmt es mit nach Hause – bis der Alltag einen wieder eingeholt hat. Ich möchte nicht eine einzige Sippung missen. Wenn doch, ist es ein verlorener Tag.
Ritter Halon, der reisefreudige Chorknabe